Tool bei Power Trip: Eine verstandesverändernde, triumphale Vorstellung, wie es sie am Wochenende nirgendwo anders auf der Bühne gibt.

Tool bei Power Trip: Eine verstandesverändernde, triumphale Vorstellung, wie es sie am Wochenende nirgendwo anders auf der Bühne gibt.


Die jüngste Band auf der Power Trip-Bühne, die Prog-Metal-Meister Tool, sind in vielerlei Hinsicht Außenseiter. Anstatt den gigantischen Bildschirmen den Vortritt zu lassen, dienen diese nur als kaleidoskopischer Hintergrund. Gitarrist Adam Jones, Bassist Justin Chancellor und Schlagzeuger Danny Carey bekommen jeweils ihr Spotlight, während Sänger Maynard James Keenan im Schatten hinter der Band lauert. Mit einem igelartigen Irokesenschnitt ist er für alle außer den nächsten kaum sichtbar.

Also, kurz gesagt: Tool sind wie immer. Anti-Rockstars und wirkliche Aliens, ihre Performance passt perfekt zur Pracht der kalifornischen Wüste. Die rosa-violetten Töne des Sonnenuntergangs fühlen sich geradezu an wie eine frühzeitige Lichtshow. Der Opener „Jambi“ rumort wie ein kurz vor dem Ausbruch stehender Vulkan. Nach zitternden Riffs folgen heulende Soli und interstellare Ausbrüche.

Und davon gibt es im Laufe der Show viele. Meditative Riffs werden während „Pneuma“, „Forty Six & Two“ und „Pushit“ in tantrischem Stil herausgearbeitet. Diese ausgedehnten Instrumentals erzeugen eine überraschend fesselnde Atmosphäre, angesichts des Rock ’n‘ Roll- und Heavy-Metal-Schlagabtauschs, dem das Publikum ansonsten an diesem Wochenende ausgesetzt war.

Das heißt jedoch nicht, dass Tool keine eigenen Hymnen haben. „The Pot“ folgt bereits als zweiter Song der Setlist, „The Grudge“ und „Stinkfist“ tauchen an anderer Stelle auf und bieten eine berauschende Mischung aus Riffs und ätherischen Gesangsmelodien. „Rosetta Stoned“ ist eine sehr willkommene Ergänzung, eine (verhältnismäßige) Live-Rarität, die mit einer Pink-Floyd-artigen Laser-Show besonders überirdisch wird und einige ihrer prog-tastischen Neigungen offenbart.

In einem Wochenende, das erstklassige theatralische Darbietungen (Iron Maiden), großartige Rock-Dramatik (Guns N‘ Roses), Heavy-Metal-Bombast (Judas Priest) und schlichten, freudigen Rock ’n‘ Roll (AC/DC) erlebt hat, umgehen Tool fast alle Konventionen des üblichen gigantischen Rock-Spektakels und liefern dennoch ein außerweltliches Erlebnis, das jede Arena würdig ist. Sie sind Legenden in ihrem eigenen Recht und durchaus fähig, sich mit einigen der weltgrößten Akteure auf Augenhöhe zu messen.

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Mit einer finalen donnernden Darbietung von „Ænema“ leiten Tool den Abschlusstag von Power Trip mit einer geistesschmelzenden und triumphierenden Show ein, die ihre einzigartige Kunst verdeutlicht und genreübergreifende Grenzen überschreitet.

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